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Salzburger Nachrichten
04. Jänner 2003
Leben mit dem Islam
RONALD BARAZON
Europa lebt mit dem Islam. Und nimmt diese Tatsache nicht zur Kenntnis. Millionen in Europa lebende Muslime haben zu beinahe allen entscheidenden gesellschaftlichen Themen eine Einstellung, die im totalen Gegensatz zu den Prinzipien demokratischer Rechtsstaaten steht. In diesem Widerspruch liegt der Keim für Auseinandersetzungen, die den sozialen Frieden gefährden müssen. Es ist an der Zeit, den Dialog mit den muslimischen Mitbürgern zu suchen.
Mehr noch: Die globale Konfrontation zwischen der westlichen Welt und dem Islam konzentriert sich derzeit auf die Bekämpfung verbrecherischer Terroristen, die sich für Gotteskrieger halten, die einer heiligen Sache dienen. Es ist notwendig und richtig, diese Verbrecher unschädlich zu machen. Ebenso notwendig ist aber die Auseinandersetzung mit der Ideologie, die die Terroristen als Rechtfertigung für ihre Taten missbrauchen, die aber auch jene Muslime vertreten, die den Terror ablehnen.
Diese Ideologie beruht, wie bei fast allen Religionen, auf der Überzeugung, dass nur der eigene Weg den Weg zu Gott, den Weg zur Wahrheit weist. Somit wären alle Anhänger anderer Religionen auf einem Irrweg, stellen also Ungläubige dar und sind daher zu bekehren, zu bekämpfen oder gegebenenfalls sogar zu vernichten.
In erster Linie haben die westlichen Demokratien Überzeugungsarbeit zu leisten und den Muslimen Religionsfreiheit und Toleranz nahe zu bringen: Die Religion der Muslime wird respektiert, die islamische Überzeugung wird nicht in Frage gestellt, aber in gleicher Weise müssen - und das Wort "müssen" ist bewusst gewählt -, müssen auch die Muslime die anderen Religionen respektieren.
Diese Forderung war und ist für die meisten Religionen eine extreme Belastung, da sie mit dem Anspruch auf Wahrheit und den einzigen Weg zu Gott nicht vereinbar ist. Die Religionsfreiheit ist aber eine der entscheidenden und unverzichtbaren Grundlagen demokratischer Rechtsstaaten.
Man muss sich bemühen, diese Grundsätze den Millionen Muslimen in Europa zu vermitteln, um das Zusammenleben auf diesem Kontinent langfristig zu sichern. Auch besteht die Hoffnung, dass die europäischen Muslime, die gerne hier leben, in ihren Heimatländern zu Botschaftern der westlichen Prinzipien werden.
Auf diese Weise würde man jenen Bestrebungen entgegenwirken, die das genaue Gegenteil anstreben: Die islamischen Fundamentalisten betreiben in Europa zahlreiche Informationszentren, die die Muslime an jene Einrichtung binden sollen, die den Kern des Problems bildet - die Scharia.
Die Scharia ist das religiöse Recht des Islam, das in allen Lebensbereichen zur Anwendung kommt - bei der Ausübung der Religion, bei Rechtsstreitigkeiten, im Ehe- und Familienleben bis hin zum Alltag. Die Scharia kennt nicht die für westliche Demokratien entscheidende Trennung von Staat und Religion.
Mehr noch: Die Scharia beruht weder auf geschriebenen Gesetzen noch auf veröffentlichten und begründeten Urteilen. In der Scharia gibt es keine rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren, keine Berufungen. Die Entscheidungen werden von religiösen Führern getroffen und sind unantastbar.
Den Muslimen wird von den islamischen Agitatoren ständig gepredigt, dass die Gerichte der demokratischen Rechtsstaaten, in denen sie wohnen, zweitrangig seien, dass nur die Scharia gelte.
Diese Bewegung kann von den europäischen Staaten nicht hingenommen werden, da sie die Demokratie in Frage stellt. Die Demokratie muss sich wehren, wenn Bürger den Rechtsstaat negieren. Dies gilt für alle, die den Rahmen der Rechtsstaatlichkeit verlassen, für Einzelne, für Parteien, für Gruppen und selbstverständlich auch für Religionsgemeinschaften.