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Kairo (APA) - Außenminister Michael Spindelegger
(V) hat dem Papst koptischen Christen, Shenouda III., am Montagabend in
Kairo Unterstützung im Kampf für Religions- und Meinungsfreiheit
zugesagt. Das Kirchenoberhaupt betonte, die Gefahr für die koptischen
Christen gehe in Ägypten nicht von offiziellen Stellen wie der
Regierung, dem Militär oder islamischen Würdenträgern aus: "Wir haben
gute Beziehungen, es gibt im Volk aber Fanatiker, die außer Kontrolle
geraten können."
Die koptischen Christen sind in Ägypten mit
blutigen Anschlägen und Zusammenstößen mit Muslimen konfrontiert. "Wir
haben ein Kreuz zu tragen", sagte Papst Shenouda. Am Neujahrstag 2011
sprengte sich ein Attentäter vor der St.-Markus-und-Petri-Kirche in
Alexandria in die Luft. 23 Menschen wurden getötet und mehr als 100
verletzt. In den folgenden Tagen entlud sich die Wut der Christen in
gewalttätigen Protesten. Die Behörden machen die palästinensische "Armee
des Islam" für den Anschlag verantwortlich, die Verbindungen zum
Terrornetz Al-Kaida haben soll.
Der seit 1971 amtierende Shenouda
betonte, dass durch derartige Ereignisse die Gläubigen vermehrt in die
Kirchen strömen würden. Die Gottesdienste seien überfüllt, in Kairo
würden bisweilen 6.000 bis 7.000 koptische Christen in die Kathedrale
kommen. "Sie suchen die Nähe Gottes, weil sie Gott immer mehr brauchen."
Shenouda
stand lange auf der Seite des im Februar gestürzten Präsidenten Hosni
Mubarak, "verneigte" sich dann aber "vor der Jugend, die das Land in
eine Revolution führte". Davor war schon von einer Spaltung der
koptischen Kirche die Rede gewesen.
Den per Referendum
vorgelegten (und mit breiter Mehrheit angenommenen) Verfassungsentwurf
lehnten die Kopten mehrheitlich ab, weil auch dieser in Artikel 2 den
muslimischen Charakter des Landes festschreibt. Dass es nach den
Parlaments- und Präsidentenwahlen in Ägypten zu einer Änderung des
Artikels 2 kommen werde, erwartet Shenouda nicht. Er hoffe aber, dass
ein Zusatz erreicht werden könne, wonach für Andersgläubige von diesem
Passus nicht betroffen seien. Spindelegger forderte, dass die
Religionsfreiheit in der Verfassung verankert werden müsse.
Der
koptische Papst bedankte sich auch für die Unterstützung, die seiner
Glaubensgemeinschaft nach den Vorfällen der jüngsten Zeit aus Österreich
zuteil geworden sei. Spindelegger, der bei seinem Eintreffen von einer
Gruppe Kopten heftig akklamiert wurde, lud Shenouda nach Österreich ein.
Der 87-Jährige erklärte, er wolle gerne kommen, so ferne es seine
Gesundheit erlaube.
Die Kopten leiten ihre Abkunft von den alten
Ägyptern ab. Der Anteil der Kopten an der ägyptischen Bevölkerung
beträgt ungefähr 14 Prozent. Ihr prominentester Vertreter ist der
frühere UNO-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali.Spindelegger
setzt sich auf europäischer Ebene für eine Initiative zum Schutz der
Religionsfreiheit sowie religiöser Minderheiten ein. Auch der neue
Europäische Auswärtige Dienst solle die Situation der Religionsfreiheit
weltweit beobachten, regelmäßig Bericht erstatten und diesen den
EU-Außenministern vorlegen. Spindelegger erwähnte in diesem Zusammenhang
in Kairpo auch die Bewerbung Österreichs für den UNO-Menschenrechtsrat .
Am
Dienstagnachmittag findet auch ein Treffen mit dem Großscheich der
Al-Azhar-Universität und -Moschee, Ahmed al-Tayeb, statt. Al-Azhar ist
die höchste theologische Autorität im sunnitischen Islam und hatte im
Jänner den Dialog mit dem Vatikan eingefroren, weil Papst Benedikt XVI.
wiederholt den Islam kritisiert und von Christenverfolgung in Ägypten
gesprochen hatte. Den "großen Durchbruch" in dieser Frage erwartete
Spindelegger durch seinen Besuch nicht, es gelte aber, sich ein Bild von
allen Seiten zu machen. (Schluss) ed/er/hf
APA0583 2011-04-04/20:52
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